Spagat zwischen Schule und Handball |
21.05.2019 |
Es ist der Traum vieler Sportler, das eigene Land zu vertreten. Für Hanna Ferber-Rahnhöfer, Naomi Conze und Nina Engel ist dieser Traum schon in Erfüllung gegangen. Die drei Talente des SV Werder Bremen gehören zum U?17-Kader des Deutschen Handballbundes (DHB). Dort wollen sie sich weiter etablieren und im Sommer zur Europameisterschaft nach Slowenien fahren.
„Es ist immer wieder ein Glücksgefühl, auf der Einladung zu stehen“, sagt Hanna Ferber-Rahnhöfer. Vor zwei Jahren begann für sie, Naomi Conze und Nina Engel das Abenteuer Nationalmannschaft. Über ein Sichtungsturnier konnte sich das Trio ins Blickfeld des Bundestrainers spielen. Seitdem nehmen sie an den DHB-Lehrgängen teil. Auf denen werden zwei bis drei praktische Trainingseinheiten pro Tag abgehalten, denen theoretische Analysen folgen. Dazu kommen Testspiele, sodass es heißt: Sport nahezu rund um die Uhr. Das Werder-Trio spürt die große Konkurrenz, die es im Kader gibt. „Man kann schnell wieder aus dem Kader raus sein“, sagt Naomi Conze. Die gemeinsame Zeit auf den Lehrgängen wissen die Bremerinnen aber auch zu genießen. „Es ist noch mal ein anderes Gefühl als sonst, schließlich sind wir nicht so oft in der Gruppe zusammen“, sagt Nina Engel.
Bei all dem Handball darf die Schule nicht zu kurz kommen. Das erfordert vor allem gutes Zeitmanagement, gerade wenn die Talente sich auf einem DHB-Lehrgang befinden. „Die Mädels verpassen im Jahr bis zu acht Wochen Schulstoff, den sie dann selbstständig nachholen müssen“, sagt Landestrainer Tim Schulenberg. Er selbst betreut die Handballtalente an der Oberschule Ronzelenstraße und weiß um den hohen Aufwand. „Die Schule hilft uns, wenn wir mal etwas verpassen“, sagt Nina Engel. So können die drei über Förderunterricht und Nachhilfen den verpassten Stoff nachholen. Doch auch der DHB bietet auf seinen Lehrgängen die Möglichkeit an, anstehende Klausuren am selben Tag schreiben zu können wie die Mitschüler.
Karriere und Schule erfordern also einen hohen zeitlichen Aufwand. So bleibt die ein oder andere Freizeitaktivität der jungen Spielerinnen auf der Strecke. „Die Mädels müssen schon auf eine Menge verzichten“, sagt Dominic Buttig. Der Trainer der ersten Damenmannschaft und der weiblichen A-Jugend des SV Werder Bremen weiß aber vor allem um das Talent von Naomi Conze, Nina Engel und Hanna Ferber-Rahnhöfer. „Wir wollen die drei hier weiter behutsam aufbauen“, sagt Buttig mit Blick in die Zukunft. So sind Ferber-Rahnhöfer und Conze schon Bestandteil der zweiten Damen in der Oberliga. Und Nina Engel spielt nicht nur in ihrer Altersklasse, der B-Jugend, sondern auch mit ihren beiden Partnerinnen in der A-Jugend.
Die ganz besonderen Augenblicke genießen alle drei aber beim DHB. „Es war ein richtiger Gänsehautmoment, zum ersten Mal die Nationalhymne zu hören“, sagt Hanna Ferber-Rahnhöfer. Es war ein Moment, in dem dem Trio bewusst wurde, dass es nun ihr Heimatland vertritt. „Nach meinem ersten Tor fiel auch der Druck weg, und ich war einfach nur noch stolz“, erinnert sich Naomi Conze. Auch wegen dieses Gefühls arbeiten die drei weiter an sich, denn sie haben für den Sommer noch ein gemeinsames Ziel vor Augen. „Man hofft, bei der EM im Sommer im Kader dabei zu sein“, sagt Naomi Conze unter Zustimmung der beiden anderen. Es wäre das erste große internationale Turnier für die Talente. Und ein weiterer Schritt auf ihrem erfolgreichen Weg.
/Weser Kurier/Sport/19.05.2019/Marius Beneke
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